In meiner über 30jährigen Tätigkeit als CKD Vorsitzende sind mir viele einsame Menschen begegnet. Durch einen gut funktionierten Besuchsdienst und die beiden Caritas-Sammlungen trifft man auf sehr einsame Menschen, aller Altersgruppen und beiderlei Geschlechts. Oftmals ist es schwierig, mit den Betroffenen ins Gespräch zu kommen.
Eine Begegnung mit einer jungen, gutaussehenden Frau hat mich besonders berührt. Wir hatten uns kennengelernt, als sie sich in einer finanziellen Notlage befand und sich darum bei der Caritas-Konferenz meldete. Da ich in solchen Fällen immer einen Hausbesuch mache, unterhielten wir uns sehr lange. Sie erzählte mir ihre Lebensgeschichte, über ihre zwei gescheiterten Ehen mit zwei Kindern. Trotzdem entnahm ich ihren Worten, dass sie keinen Kontakt zu irgendeinem Menschen hatte. Sie schämte sich ihrer vielen Schulden, die ihre Ex-Ehemänner verursacht hatten. Das führte sie letztendlich in ihre Einsamkeit, nach einer langen Zeit und vielen Gesprächen, konnte ich sie dazu bewegen einen Spaziergang mit mir zu machen. Das hatte sie jahrelang nicht geschafft, wenn überhaupt, huschte sie abends für fünf Minuten bis vor die Haustüre.
Damit ich der Frau weiter helfen konnte und um mich selbst zu schützen, holte ich mir professionelle Hilfe.
Inzwischen haben wir ein gutes, offenes Verhältnis entwickelt. Ich besuchte sie regelmäßig. Dazu haben wir eine Bedingung verabredet: Die Frau kontaktiert mich, wann ich kommen soll. Es hat lange gedauert, mittlerweile schreibt sie mir regelmäßig über Whats App, dann treffen wir uns. Trotzdem hat sie so gut wie keinen Kontakt zu anderen Menschen. Nach einer sehr langen psychiatrischen Behandlung, finden wir kleine Schritte aus der Einsamkeit heraus.
M. Schindler