Links ein Gruppenfoto von ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern in einer Lagerhalle. Sie tragen grüne Jacken mit gelben Buttons und lächeln in die Kamera. Rechts eine weitere Gruppe in der Lebensmittelausgabe, darunter Männer und Frauen in warmen Jacken. Sie stehen hinter der Theke, einige lächeln, andere schauen ernst. Eine kleine Pflanze und eine silberne Schale stehen auf der Theke.

„Tischlein deck Dich, Brakel e.V.“: Eine Einladung an alle, die gemeinsam Menschen helfen wollen

Lebensmittel, Kleidung und Möbelstücke – Dinge des alltäglichen Bedarfs, die auf den ersten Blick unspektakulär wirken. Durch das Engagement der Mitglieder des unabhängigen Vereins „Caritas Konferenz – Tischlein deck Dich, Brakel e.V.“ wird aus diesen Alltagsgegenständen jedoch mehr:

Eine Einladung zum Leben und eine Anlaufstelle für alle, die Gemeinschaft suchen und Menschen helfen wollen.

Doch wie ist das breite Unterstützungsangebot entstanden? Und wer sind die Menschen, die es mit ihrem Engagement möglich machen?

Um diese Fragen zu beantworten saßen wir im Januar 2025 mit dem Vorstand des Vereins zusammen. Das Gespräch zeigte: Einladungen zum Leben sind keine Selbstläufer, sondern das Resultat von viel Einsatz – und gelebter Nächstenliebe.

Lebensmittelausgabe und Möbellager, eine Anlaufstelle für alle

Bei der Gründung des Vereins im Jahr 2018 gab es sowohl eine Kleiderkammer als auch schon die Lebensmittelausgabe für hilfsbedürftige Menschen. Im Lauf der Jahre sind diese beiden Angebote zusammengewachsen und um das sogenannte Möbellager, in dem auch Möbel, Haushaltswaren, alles rund ums Kind sowie Dekomaterialien, angeboten werden, erweitert worden.

„Tischlein deck Dich“ hat sich dadurch nach und nach zu einer lokalen Institution und zur zentralen Anlaufstelle für Menschen mit Unterstützungsbedarf entwickelt.

Die schönste Entwicklung ist jedoch die Ausweitung der Kundschaft, sagt Gabriele Weber, die Schriftführerin des Vereins:

„Heute kommen auch Menschen ins „Möbellager“, die nicht hilfsbedürftig sind. Neben der Qualität der Second-Hand-Ware schätzen sie vor allem, dass wir uns Zeit nehmen und empathisch auf alle zugehen. ‚Hier kann man auch mal in Ruhe kramen und findet ein offenes Ohr´ so hat es mir vor einiger Zeit eine Kundin gesagt. Das bringt es gut zum Ausdruck.“

Von den insgesamt 90 Vereinsmitgliedern sind circa 70 regelmäßig aktiv. Sie sind als Fahrerinnen und Fahrer unterwegs, um Lebensmittel und Möbel einzusammeln, sie sortieren die eingegangenen Waren und sind mit Kundinnen und Kunden im Kontakt.

Ohne ihren Einsatz wäre keines der Angebote machbar.

Dass das Engagement und die vielseitigen Angebote Wirkung entfalten zeigt sich sowohl in der wachsenden Zahl der Kundinnen und Kunden als auch in der starken lokalen Vernetzung. Aus dem ganzen Kreis Höxter kommen „Kundinnen und Kunden“ um im Möbellager ihre „Wünsche“ zu erfüllen.

Eine Gruppe von etwa 18 Menschen steht in einem Second-Hand-Warenhaus und blickt in die Kamera. Sie tragen grüne Jacken mit gelben Buttons und wirken als Team von Ehrenamtlichen. Einige stehen, während zwei Personen in der ersten Reihe hocken. Die Umgebung zeigt Regale mit Geschirr, Haushaltswaren und anderen gespendeten Gegenständen. Die Halle hat hohe Decken und ist mit Holzwänden verkleidet.
Ein Teil des „Tischlein deck dich, Brakel e.V.“ Teams im Möbellager.

Bei der Lebensmittelausgabe melden sich die hilfsbedürftigen Menschen Mittwochmorgens an und kommen nachmittags, um sich mit Lebensmittel zu versorgen.

Trotz guter Beziehungen zum lokalen Einzelhandel und den lokalen Supermärkten müssen Grundnahrungsmittel wie Milch, Butter und ähnliches regelmäßig zugekauft werden. Finanziell ist der Verein aktuell gut aufgestellt. Ein Blick in die Vereinslandschaft zeigt: Das ist alles andere als selbstverständlich.

Das Erfolgsrezept lautet: Vernetzung und Gemeinschaft, wie Rainer Seck, Schatzmeister des Vereins, zu berichten weiß:

„Ohne unsere guten lokalen Kontakte und das Netzwerk, dass auch durch Kirche und Caritas gewachsen ist, wäre das alles nicht möglich. Nur durch die Kombination aus hohem Einsatz unserer Mitglieder, dem Entgegenkommen unserer Stammlieferanten und den großzügigen Spenden stehen wir so gut da.“

Bei diesen Worten und im gesamten Gespräch schwingt große Dankbarkeit und hohe Motivation mit. Was uns zu einer zentralen Frage bringt: Was treibt die Mitglieder von Tischlein deck dich an, sich mit so viel Zeit und Energie für andere Menschen einzusetzen?

Gelebte Nächstenliebe und Dankbarkeit als Basis des Engagements

„Die Hilfsbereitschaft untereinander, ein freundliches Lächeln beim Gang durch die Stadt, ein dankbarer Blick bei der Lebensmittelausgabe – es sind die kleinen Erlebnisse, die das Ehrenamt für mich wertvoll machen. Außerdem wollte ich meine Zeit sinnvoll nutzen und etwas für andere Menschen tun“

fasst Gabriele Elbracht-Hülseweh, 1. Vorsitzende des Vereins, ihre Motivation zusammen.

Auch der eine oder andere Dankesbrief hat im Lauf der Jahre seinen Weg zu den Vereinsmitgliedern gefunden. Kleine Gesten, die den Engagierten zeigen: Der Einsatz lohnt sich, ihre Arbeit erfährt Wertschätzung.

Ein wertvolles Zeichen für den lokalen Rückhalt ist der zweite Platz beim Stern der Solidarität, dem Regine Hildebrandt Preis, der von der Stiftung für Solidarität bei Arbeitslosigkeit und Armut vergeben wird. Das Besondere: Die Preisträgerinnen und Preisträger werden über ein Online-Voting ermittelt. Es kommt also auf die Stimmen der Bevölkerung an – die Tischlein deck dich für sich gewinnen konnte.

Gemeinschaft durch Engagement

Drei Frauen arbeiten in einer Lebensmittelausgabe. Eine ältere Frau mit grauem Haar, Brille und grauer Strickjacke legt Zitronen und Kiwis auf eine Edelstahltheke. Im Hintergrund stehen zwei Frauen mit grünen Jacken und Buttons auf der Brust, die sich unterhalten. Regale mit Lebensmitteln, Kisten mit Gemüse und ein Kühlschrank sind zu sehen.
Mitglieder des „Tischlein deck dich, Brakel e.V.“ bei der Vorbereitung der Lebensmittelausgabe.

Über die Kooperation mit der Ökumenischen Flüchtlingshilfe Brakel sind auch einige Menschen mit Migrationshintergrund Teil des Vereins geworden und arbeiten aktiv im „Möbellager“ und bei der Lebensmittelausgabe mit.

Für sie ist, dass wissen die Vorstandsmitglieder aus zahlreichen Gesprächen, auch der Aspekt der Gemeinschaft entscheidend. Die Mitwirkung bei „Tischlein deck Dich“ bietet ihnen die Möglichkeit, mit anderen ins Gespräch zu kommen und Teil einer Gruppe zu sein, die sich einer sinnvollen Aufgabe widmet.

Gemeinschaft und soziale Kontakte spielen, neben Lebensmitteln, Kleidung und Möbeln, für viele Kundinnen und Kunden des Vereins eine wichtige Rolle. Denn die Räumlichkeiten und Angebote sind längst Anlaufstellen und Vernetzungsgelegenheit, um neuen Kontakte und Beziehungen aufzubauen.

Rainer Seck beantwortet die Frage nach der Motivation für das Engagement so.

„Auch wenn vermutlich nicht alle unsere Mitglieder kirchlich aktiv sind, wir fragen nicht danach, ist die Motivation doch bei allen, gelebte Nächstenliebe und die Unterstützung anderer Menschen.“

„Tischlein deck Dich“ und der Blick nach vorne: Wie geht es weiter?

Engagierte und Besucher*innen in den neue sanierten Räumlichkeiten der Essensausgabe des „Tischlein deck dich, Brakel e.V.)

Wenn es weiterhin so gut läuft wie heute, sind wir alle zufrieden, so die einhellige Meinung des Vorstands. Natürlich: Weitere Mitglieder und eine schrittweise Verjüngung der aktiven Mitgliederbasis, aktuell liegt das Durchschnittsalter zwischen 65 und 70 Jahren, ist das, was für die Zukunft wünschenswert ist.

Auch die Spendenbereitschaft darf gerne erhalten bleiben oder wachsen. Bei allem Engagement ist die wirtschaftliche Basis für das Wirken des Vereins entscheidend.

Doch mit Blick auf die zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen sind sich die Vorstandsmitglieder einig: Wenn „Tischlein deck Dich“ sich weiterhin so stabil entwickelt ist der Verein weiterhin gut aufgestellt.

Ein Schritt dazu ist bereits getan: Vor kurzem wurden die Räumlichkeiten für die Lebensmittelausgabe saniert und modernisiert. Die Kundinnen und Kunden können nun in einem kleinen „Tante-Emma-Laden“ Lebensmittel erhalten.


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