Wer das Engagement des Kreuzbundes verstehen will, muss die Geschichte des Fachverbandes kennen. Seine Anfänge liegen im Jahr 1896, als er von Pfarrer Josef Neumann als Antwort auf das weit verbreitete Problem des Alkoholismus gegründet wurde.
Nach und nach entwickelt sich der Kreuzbund dann vom Abstinenzverein zu einer Selbsthilfegemeinschaft, die Suchtkranke und Angehörige unterstützt.
Der historisch betrachtet wichtigste Schritt war die Anerkennung der Alkoholabhängigkeit als Krankheit durch die Weltgesundheitsorganisation im Jahr 1957, welche das Bundessozialgerichts 1968 bestätigte. Der damit rechtlich verankerte Anspruch auf Hilfe und Behandlung für suchterkrankte Menschen war für die Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft Kreuzbund entscheidend.
Gemeinschaft und Offenheit als Anker in schweren Zeiten
Dieses Selbstverständnis der Selbsthilfe- und Helfergemeinschaft prägt das mehr als 30-jährige Engagement von Frau Elisabeth Keller. Sie trat dem Kreuzbund im Jahr 1990 bei.
Ihr eigener Weg führte Sie als hilfesuchende Angehörige in eine Gruppe des Kreuzbundes. Dort erlebte Sie Offenheit und Hilfe.
„Es tat gut, mit den Fragen nicht mehr allein zu sein. Schon nach kurzer Zeit habe ich mich immer mehr auf die Gruppentreffen – den Austausch, die Zusammengehörigkeit – gefreut“
erinnert sich Frau Keller.
Damals wie heute steht für sie die Aufgabe des Kreuzbundes fest: Suchterkrankten Menschen und den Angehörigen Unterstützung, Gemeinschaft und Begleitung zu bieten.
Die Kontakte und Beziehungen, die in den Selbsthilfegruppen entstehen, sind dabei ein wichtiges Element der Arbeit. Der Kreuzbund bietet neben fachlichen Informationen auch einen sicheren Raum für Menschen in schwierigen Lebenslagen. Nicht selten die einzige Anlaufstelle im Leben der Betroffenen und Angehörigen.
Gruppen und Zusatzangebote für die verschiedenen Bedarfe
Neben den regelmäßigen Treffen der Gruppen gibt es heute zahlreiche Zusatzangebote. Die Bandbreite reicht von Gruppen nur für Angehörige bis zu speziellen Angeboten für Frauen, Männer, Senior*innen, Alleinstehende und Kinder, Smily Kids genannt.
Diese Vielfalt zeigt, dass der Kreuzbund sich in den Jahren seines Bestehens kontinuierlich weiterentwickelt. Der Auftrag und die Mission sind unverändert, doch die dafür eingesetzten Mittel werden der Zeit und den Bedürfnissen der Menschen angepasst.
Ehrenamtliches Engagement ist Basis des Kreuzbundes
Wenn Menschen zum ersten Mal vom Kreuzbund hören, ist eine Besonderheit für viele überraschend: Es handelt sich um eine ehrenamtlich getragene Organisation.
Vom Vorstand auf Bundes- und Diözesanebene bis zu den Arbeitsbereichen, Gruppenleitenden und Kassierer*innen: Alle Positionen und Aufgaben werden ehrenamtlich übernommen.
Da Engagierte des Kreuzbundes sich regelmäßig weiterbilden, um ihren Aufgaben gerecht zu werden, ist mit dieser Arbeit ein hoher persönlicher Einsatz verbunden. Woher kommt die Motivation dafür?
Frau Keller beantwortet diese Frage, ohne zu zögern:
„Als ich zum Kreuzbund kam, habe ich viel Hilfe und Gemeinschaft erfahren. Die Gruppe hat mir dabei geholfen, in einer schweren Zeit wieder Licht und eine Perspektive zu sehen. Dafür bin ich sehr dankbar und ich sehe es als meine Aufgabe, etwas von dem, was ich erhalten durfte, zurückzugeben.“
Dieses Erleben von Gemeinschaft und Halt ist kein Einzelfall. Immer wieder erleben die Engagierten des Kreuzbundes, wie Menschen durch den Kontakt mit anderen Menschen, die ähnliche Erfahrung gemacht haben, neue Hoffnung schöpfen.
Natürlich gibt es vor dem Besuch einer Kreuzbund Gruppe auch Berührungsängste. Sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen ist ein großer und entscheidender Schritt.
Daher beginnen viele Kontakte mit einem Telefonat, in dem die Engagierten die Angebote des Kreuzbundes vorstellen und Fragen der Interessierten beantworten, weiß Frau Keller zu berichten.
Gemeindefrühstück und Seminarreihe als Einladung zur Gemeinschaft
Trotz, oder gerade wegen, all der positiven Erlebnisse entwickeln die Engagierten des Kreuzbundes ihre Angebote weiter.
In 2025 wird das Projekt „Angehörige von Suchtkranken stärken“ wieder neu angeboten. Die Durchführung des Projektes in 2022 und Anfang 2024 war ein voller Erfolg.
Im Raum Dortmund wollen die Kreuzbund Gruppen außerdem in den Kirchengemeinden, denen sie angeschlossen sind, noch präsenter werden. Geplant ist das Format des Gemeindefrühstücks, zu dem alle eingeladen sind, die Gemeinschaft und Austausch suchen.
Hier schwingt wieder der Grundsatz mit, den Frau Keller im Gespräch mehrfach betont:
Niemand soll in der schweren Zeit allein sein. Einsamkeit soll hier keinen Raum haben.
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