Ein Bild der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor dem Bodelschwinghaus

Mittagstisch Ma(h)lzeit: Ein ökumenisches Erfolgsprojekt mitten in Menden

Gutes Essen, soziale Kontakte, ein offenes Ohr und kein Raum für Einsamkeit. Das ist der „Mittagstisch Ma(h)lzeit in Menden – ein ökumenisches Erfolgsprojekt.

Aus der Küche dringt der Duft von Fischfrikadellen und die Geräusche angeregter Gespräche. Die Tische im Bodelschwinghaus in Menden sind mit Liebe zum Detail eingedeckt, die Atmosphäre ist einladend. Bereits eine halbe Stunde vor der offiziellen Essenszeit, immer dienstags und freitags von 11 bis 13 Uhr, kommen die ersten Gäste und machen es sich an den Tischen gemütlich. Schnell entstehen die ersten Gespräche.

Szenen wie diese sind beim Mittagstisch Ma(h)lzeit normal. „Inzwischen haben sich hier Stammgäste und kleine Gruppen gefunden“ sagt Silvia Kaiser-Hacheney, Vorständin beim SKFM Menden. Auch Freundschaften sind hier schon entstanden.

Das überrascht nicht, denn das Essen ist gut und der Service noch besser. Alle Besucherinnen und Besucher werden von Ehrenamtlichen freundlich und aufmerksam bedient. Atmosphäre und Qualität erinnern eher an eine gute Gaststätte denn an ein Gemeindehaus.

Die Gäste sind auf jeden Fall zufrieden. Das zeigen die entspannten Unterhaltungen, das eine oder andere zufriedene Lächeln und die strahlenden Augen.

Von der Suppenküche zum Mittagstisch - mit ökumenischer Teamarbeit

„Man könnte es göttliche Fügung nennen“ antwortet Pfarrer Thomas von Pavel auf die Frage, wie der Mittagstisch 2023 entstanden ist. Er ist Pfarrer in der Heilig-Geist-Kirche der evangelischen Kirchengemeinde in Menden, die direkt neben dem Bodelschwinghaus liegt.

Tatsächlich liest sich die Entstehungsgeschichte des Mittagstisches wie eine Verkettung glücklicher - oder göttlicher - Fügungen.

Die Ursprünge reichen bis in die Zeit vor der Corona Pandemie zurück. Damals bot der SKFM Menden regelmäßig die Suppenküche für bedürftige Menschen an. Durch die Pandemie bedingten Kontaktbeschränkungen musste dieses Angebot erst einmal pausieren.

Als Präsenzangebote wieder möglich waren zeigte sich schnell, dass die an den Sozialmarkt angedockte Suppenküche nicht mehr genug Besucherinnen und Besucher anzog. Gegen Ende kamen nur noch um die zehn Menschen - zu wenige, um das Angebot weiter aufrechtzuerhalten.

Parallel dazu wuchs bei Thomas von Pavel die Idee, ein offenes Angebot für alle Menschen zu schaffen, die nach Gemeinschaft und sozialen Kontakten suchen. Über den Bürgermeister der Stadt Menden kam es dann schlussendlich zum Kontakt zwischen Franz Daniel, dem ersten Vorsitzenden des SKFM Menden, und Pfarrer Thomas von Pavel.

Das gemeinsame Ziel, Menschen zu helfen und ein offenes Angebot für alle zu schaffen, führte schnell zum Konzept des Mittagstisches.

Eindrücke des Mittagstisches, drei Bilder, von links nach rechts: Ein Bildes des Bodleschwinghauses von außen, ein Bild eines gedeckten Tisches, die Speisekarte
Die Atmosphäre des Mittagstisches erinnert an eine gemütliche Gaststätte, die Speisekarte ist abwechslungsreich.

„Suppenküche wollten wir es bewusst nicht nennen, der Begriff hat eine andere Bedeutung, die manche Menschen abschreckt. Bei uns sind alle Menschen willkommen und werden mit Respekt und Wertschätzung behandelt“ so Thomas von Pavel.

Trotz der verbindenden christlichen Werte und dem gemeinsamen Ziel waren die ersten Schritte nicht ganz einfach, erinnert sich Silvia Kaiser-Hacheney: „Zu Beginn wollten wir die ehrenamtlichen Teams nach katholischen und evangelischen Tagen trennen“ erinnert sie sich mit einem Schmunzeln „Das haben wir aber schnell sein lassen.“

Heute arbeiten jeden Dienstag und Freitag vier Ehrenamtliche zusammen und nehmen das Essen, geliefert vom Jochen-Klepper-Haus auf Platte Heide, entgegen und bedienen die Gäste.

Die Organisation läuft inzwischen digital ab, an Engagement für das gemeinsame Projekt der Caritas-Konferenzen, Evangelischen Kirchengemeinde Menden und des SKFM Menden mangelt es nicht: Die Mittagstisch Termine sind bereits bis in den Mai hinein mit Ehrenamtlichen abgedeckt.

Engagement und Spenden als solide Basis

Ein Bild des Preisschildes, darauf steht "Richtpreis 2,50 €"Während des Interviews werden Silvia Kaiser-Hacheney und Pfarrer Thomas von Pavel immer wieder von Gästen des Mittagstisches begrüßt. Es ist klar: Das Angebot wird hervorragend angenommen und es gibt Stammgäste, die regelmäßig kommen. Im Schnitt kann das Team des Mittagstisches 30 bis 40 Gäste pro Termin begrüßen.

Erstaunlich, denn der Mittagstisch Ma(h)lzeit hat seine Arbeit erst am 28.02.2023 aufgenommen und ist damit nur ein gutes Jahr alt. Noch erstaunlicher ist die Vielfalt der Gäste: Von älteren Damen und Herren aus den umliegenden Senior*innenheimen über obdachlose Menschen, Patientinnen und Patienten der nahegelegenen Suchteinrichtung bis hin zu Menschen, die schlicht nicht allein zu Hause essen wollen, sind die verschiedensten Gruppierungen vertreten.

„Wir behandeln hier alle gleich, uns interessiert nicht, woher jemand kommt. Wer hier ist, ist unser Gast“ stellt Silvia Kaiser-Hacheney klar. „Deshalb verschenken wir das Essen auch nicht, sondern berechnen einen Richtpreis von 2,50 Euro“ ergänzt Thomas von Pavel.

Richtpreis bedeutet: Wer kann bezahlt den vollen Betrag. Es gibt jedoch keine Kontrolle darüber, wer wie viel Geld gibt. Alles basiert auf Vertrauen und Freiwilligkeit.

Kann das wirklich funktionieren? Silvia Kaiser-Hacheney und Thomas von Pavel nicken nachdrücklich. Geldprobleme gab es bisher noch nicht. Einerseits geben manche Gäste mehr als den Richtpreis, andererseits kommen aus ganz Menden mehr als genug Spenden, um den Mittagstisch zu finanzieren. Und wenn es doch mal eng werden sollte, steht die Stadt parat und würde eine Finanzierungslücke schließen. Diese Sicherheit war vor allem zu Beginn des Projekts wichtig - auch wenn die Stadt nie einspringen musste.

Ma(h)l Zeit nehmen und für Menschen da sein

Jenseits dieser organisatorischen Fragen sind es jedoch vor allem die menschlichen Momente der Dankbarkeit, die den Mittagstisch für die Ehrenamtlichen wertvoll machen.

Silvia Kaiser-Hacheney erinnert sich beispielsweise an eine Dame, die das erste Mal beim Mittagstisch war und gar nicht glauben konnte, dass sie hier bedient wird. Sie hatte noch nie ein Restaurant besucht und war von dem Angebot so begeistert, dass sie direkt eine Freundin anrief und einlud. Die Dame ist, viele Monate nach ihrem ersten Besuch, auch am Tag des Interviews wieder hier und gehört zu den Stammgästen.

Pfarrer Thomas von Pavel erinnert sich daran, dass ein ihm völlig fremder Mann zur Tür hereinkam und fragte: „Macht ihr hier den Mittagstisch?“ Als Herr von Pavel das bejahte legte ihm der Mann mit den Worten „Ich finde toll, was ihr macht“ eine Spende auf den Tisch und ging.

Solche Gesten der Unterstützung gibt es inzwischen viele. Sie erlauben es den Ehrenamtlichen, sich Zeit für die Besucherinnen und Besucher des Mittagstisches zu nehmen.

Denn neben gutem Essen und Service geht es oft auch darum, Zeit und ein offenes Ohr für die Menschen zu haben. Mal will sich jemand etwas buchstäblich von der Seele reden, ein anderes Mal ist ein Hinweis auf Beratungs- und Hilfsmöglichkeiten gefragt. Und bei wieder anderen Gelegenheiten ist es einfach nur die Gegenwart eines anderen Menschen, der still essend am gleichen Tisch sitzt, die das Gefühl der Einsamkeit vertreibt.

Was bringt die Zukunft für den Mittagstisch Ma(h)lzeit?

Auf die Frage, was sie sich für die Zukunft des Mittagstisches wünschen, haben Silvia Kaiser-Hacheney und Pfarrer Thomas von Pavel nicht sofort eine Antwort. Nach einigem Nachdenken sind sie sich einig: Das es so weiter geht.

Natürlich dürfen es gerne noch mehr Besucherinnen und Besucher werden, doch die durchschnittlich 30 bis 40 Menschen pro Mittagstisch sind bereits eine schöne Zahl. Noch wichtiger ist: Das Angebot bietet nicht nur Essen, sondern vor allem einen geschützten Raum für sozialen Austausch und den Kontaktaufbau.

Solange die Bekanntheit und Aufmerksamkeit in Menden, die lokalen Medien berichten recht regelmäßig über das Angebot, und die Unterstützungsbereitschaft der Menschen bestehen bleiben, sind alle Beteiligten glücklich.

Kurz vor Ende des Gesprächs fällt Pfarrer Thomas von Pavel dann doch noch ein Wunsch ein: „Idealerweise bräuchten wir Angebote wie den Mittagstisch gar nicht. Mein Wunsch wäre grundsätzlich, dass wir eine Gesellschaft schaffen, in der niemand einsam ist.“

Ein Wunsch, den auch die Fachverbände von 7 gegen Einsamkeit teilen. Solange dieser Idealzustand jedoch noch nicht erreicht ist, werden die Caritas-Konferenzen, die Evangelische Kirchengemeinde Menden und der SKFM Menden gemeinsam den Mittagstisch Ma(h)lzeit weiterführen. Als einen Ort der Gemeinschaft, an dem sich Menschen, unabhängig von ihrem sozialen oder religiösen Hintergrund, treffen und austauschen können. Und an der Einsamkeit keinen Raum hat.

Literaturempfehlungen

Für Gruppen von Ehrenamtlichen, die sich um einsame und isolierte Menschen kümmern und Lesestoff wünschen, hat das Medienzentrum im Erzbistum Paderborn eine Medienkiste zusammengestellt. Die Kiste mit etwa 30 Büchern und Filmen kann von der Gruppe für drei Monate ausgeliehen werden. In der Kiste finden sich neben Fach- und Sachbüchern zum Thema auch Kinderbücher, Kindersach- und Bilderbücher, Romane und Biographien. Weitere Informationen erhalten Sie per Mail oder telefonisch 05251/ 125 1907

Einige Bücher sind hier vorgestellt.

Die sieben Caritas-Fachverbände gegen Einsamkeit

Logo der Caritas-Konferenzen

Logo von IN VIA

Logo des Kreuzbund

Logo der Malteser

Logo des Sozialdienst katholischer Frauen

Logo des Sozialdienst Katholischer Männer

Logo der Vinzenz- Konferenzen

Kath. Verbände gestalten Kirche und Gesellschaft

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